Ereignisse, Personen und Prozesse der türkischen Geschichte

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Sonntag, 29. Januar 2012

Rezension: "Der Osmanische Staat 1300-1922" von Klaus Kreiser

Aufbau des Buches
Der Autor gibt zuerst eine knappe Einleitung in die Geschichte des Osmanischen Reiches, wobei er auf zentrale Felder der osmanischen Geschichte eingeht.  Danach stellt Kreiser knapp die wichtigsten Forschungsfragen und Forschungstendenzen der Osmanistik dar. Im dritten Teil ist weiterführende Literatur nach Thematiken geordnet, die dem Leser eine Vertiefung in bestimmte Aspekte erlaubt. Abgerundet wird der Grundriss zur Osmanischen Geschichte durch einen umfangreichen Anhang mit Karten und Tabellen (Herrscher des Osmanischen Reiches, Wirtschaftsdaten etc.)

Kritik
Die 2., aktualisierte Auflage ist in der Reihe Oldenbourg "Grundriss der Geschichte" als Band 30 im Jahr 2008 erschienen. Für die Vorgeschichte der Republik Türkei ist sie ein zuverlässiges Nachschlagewerk. Vor allem eignet sich der Grundriss für Studenten der Osmanistik, ist aber auch für weitere Interessierte geeignet. Auch weil das Buch trotz seines wissenschaftlichen Anspruchs gut lesbar geschrieben worden ist. Da bisher keine weiteren vergleichbaren Überblicksdarstellungen zur Osmanischen Geschichte vorliegen, ist das Buch von Kreiser unbedingt zu empfehlen.

Zum Autor
Klaus Kreiser ist emeritierter Professor für türkische Sprache, Geschichte und Kultur. Er hat u. a. eine Biographie über Atatürk verfasst.

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Dienstag, 3. Januar 2012

Rezension: Halbmond und Stern von Stephen Kinzer

Der Autor Stephen Kinzer war mehrere Jahre als Leiter der New York Times in der Türkei beschäftigt. Er beschreibt die Türkei als Insider und ergründet in zehn Kapiteln die moderne türkische Seele. Dabei schreibt er kein Sachbuch im formalen Sinne, sondern schildert die Türkei, ihre Menschen und ihre Probleme aus der Sicht eines Journalisten.
Jedes Kapitel hat einen Themenschwerpunkt. So schildert er in Kapitel 3 die Rolle des Islam in der Türkei, und wie er sich  in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert in der türkischen Gesellschaft durch die Politik verankerte. Weiterhin thematisiert er, welche Spannungen mit dem Islam in der Gesellschaft aufkamen und welche Auseinandersetzungen der Glaubenskampf auslöste.
Im zehnten Kapitel schildert der Autor die Auswirkungen des Erdbebens aus dem Jahr 1999. Für Kinzer war das Erdbeben das auslösende Moment für den Aufstieg von Erdogan, weil die alten Eliten im Umgang mit den Folgen des Erdbebens versagt hatten. Zudem war das schreckliche Ereignis ebenfalls der Beginn einer Zusammenarbeit der ehemals verfeindeten Mittelmeerländer Griechenland und Türkei im Kampf gegen das gemeinsame Schicksal, von Naturgewalten häufig heimgesucht zu werden. 
Das Buch von Kinzer ist anschaulich und facettenreich, aber leider verliert sich Kinzer manchmal in seinem Pathos zur Türkei. So gipfeln seine Aussagen häufig in entweder-oder-Sackgassen: Entweder wird die Türkei die größte Nation des 21. Jahrhunderts oder sie verharrt im ewigen Stillstand (s. Seite 39). Eine gelassenere Darstellung wäre an manchen Stellen angebracht gewesen.

Stephen Kinzer: Halbmond und Stern. Die Türkei zwischen zwei Welten. Übersetzung aus dem Amerikanischen von Regina Döbert (Weinheim, 2010).

Siehe auch:
http://www.amazon.de/Halbmond-Stern-T%C3%BCrkei-zwischen-Welten/dp/3527504931/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1325619567&sr=8-1