Ereignisse, Personen und Prozesse der türkischen Geschichte

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Sonntag, 30. Oktober 2011

Historischer Background bis zum Jahr 1453

Neben Ägypten und Babylonien ist das anatolische Hethiterreich das dritte Ursprungsgebiet, wo die Menschheit den entscheidenden Schritt vom Jäger und Sammler zur Sesshaftigkeit vollzog. Die so genannte Neolithische Revolution begann etwa um 12 000 v. Christus und war der Anfang einer neuen Menschheitsepoche.
Einen weitere große Veränderung erfuhr die Region des Schwarzen Meeres in Folge der griechischen Expansion und erlebte einen enormen Wirtschafts- und Handels-Aufschwung. So gründeten die Griechen nach 700 v. Christus eine Vielzahl an Kolonien rund um das Mittelmeer und das Schwarze Meer. Als ein bedeutendes Zentrum avancierte dabei das neu gegründete Byzantion. Auch als das römische Reich die führende Kraft im damals bekannten Erdkreis war, prägte die griechische Kultur weiterhin Kultur und Sprache. Besonders im Mittelmeerraum florierte die Wirtschaft unter dem Einfluss der Römer zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert weiter. Historische Bauten aus der Zeit der Antike, die heute noch in der Türkei vorzufinden sind, stammen aus dieser Blütezeit. Leider sind im 21. Jahrhundert eine Menge dieser historischen Stätten, die sich zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris befinden, von ihrer Zerstörung bedroht. Das Staudammprojekt GAP, das sowohl von der türkischen Regierung als auch von ausländischen Investoren, darunter auch Deutschland, forciert wird, hat bereits in der Vergangenheit alte Zeugnisse der Geschichte unter ihren Wasserfluten für immer zerstört. Nur mit Mühe konnten etwa einige Mosaike gerettet werden und in Gaziantep neu ausgestellt werden.
In der Türkei lassen sich ebenfalls Siedlungen der frühen Ostkirche finden, welche vor allem in Kapadokien sind. So schützten sich die ersten Christen in Höhlenbauten vor Angriffen von arabischen Stämmen. Diese Höhlen sind bis heute nur zu einem kleinen Teil erforscht.
Ebenso hatte sich um 300 das Königreich Armenien etabliert, das als Religion das Christentum führte. Als Handelsmacht konnten sich die Armenier sehr gut in ihrer Region behaupten und hatten auch keine großen politischen Probleme mit anderen Stämmen, die dem Islam angehörten. Dieses friedliche Zusammenleben sollte sich im Osmanischen Reich in der Zeit des 19. Jahrhunderts allerdings dramatisch ändern. Das im Niedergang befindliche Osmanische Reich bezichtigte die Armenier der Konspiration mit dem Zarenreich, das seinen Expansionsdrang in Richtung der osmanischen Einflusszone vermehrt ausweitete. In der Folge verschlechterte sich die Situation der Armenier derart, dass sich zu Ende des 19. Jahrhunderts und besonders in den Jahren 1915/1916, die Truppen des Osmanischen Kriegsherr die Armenier verfolgten, vertrieben und schließlich ermordeten. Im heutigen Armenien lebt etwa nur ein Drittel der rund zehn Millionen Armenier, die sich auf der gesamten Welt verteilen.
Am Ausgang der Antike verlegte Kaiser Konstantin das Zentrum des Römischen Reichs von Rom ins umbenannte Konstantinopel. Aufgrund der Angriffe von germanischen Volksstämmen aus dem Norden war Rom nicht mehr sicher genug für den römischen Kaiser und seinen Anhang. Die Bürger von Konstantinopel sahen sich in ihrem Selbstverständnis als legitime Nachfolger des Imperiums Romanum, und nannten sich Ost-Römer. Ostrom erlebte einen unglaublichen Aufschwung nach seiner Gründung, und als „Nabel der Welt“ beherbergte es bald 1 Millionen Einwohner. Damit war Ostrom die mit Abstand einwohnerreichste Stadt Europas. Die Byzantiner sprachen griechisch und lebten die griechische Kultur weiter. Der Kaiser von Byzanz herrschte autokratisch und war somit sowohl geistlicher als auch weltlicher Herrscher. Konstantinopel war eine Weltmacht im frühen Mittelalter und missionierte nach christlichem Vorbild das heutige Russland und die Ukraine.
Dabei geriet es in einen Konflikt mit dem katholischen Oberhaupt in Rom. Im Streit um die wahre Vermittlung des Glaubens und die Vorherrschaft im Christentum kam es 1054 zum Schisma, der Trennung der beiden Glaubensrichtungen.
Allmählich erholte sich Westeuropa auch im Hochmittelalter und gewann an politischer und militärischer Stärke zurück. Byzanz eroberte man 1204 während des vierten Kreuzzugs und plünderte die Stadt am Bosporus. Von diesem Schlag erholte sich das Machtzentrum in der Folge nicht mehr. Die Metropole Konstantinopel verlor sukzessive ihren Einflussbereich. Einzig das Gebiet, das von ihren Stadtmauern umgeben blieb, war im 15. Jahrhundert nur noch unter ihrer Kontrolle. Dabei beherbergte Konstantinopel ruhmreiche Bauwerke, welche die Zeitgenossen bestaunten. Riesige Landmauern mit bis zu elf Meter Höhe sorgten dafür, dass eindringende Feind zumeist abgewehrt werden konnten. Das Valenz-Viadukt, dessen Überreste heute noch in Istanbul bestaunt werden könne, sorgte dafür, dass die Stadt mit ausreichendem Frischwasser versorgt wurde, das in der große Halle der unterirdischen Yerebatan-Zisterne seine Lagerstätte fand. Weiterhin besaß die Stadt ein Hippodrom, das 100 000 Besuchern Platz bot. Schließlich ist noch die Hagia Sophia zu nennen, die bis zum Bau des Petersdoms im 16. Jahrhundert die größte Kirche der Christen war. Doch sank Konstantinopel im 15. Jahrhundert, wie bereits erwähnt zur politischen Bedeutungslosigkeit herab, und die Osmanen eroberten sie nach langem Kampf unter Mehmed II. im Jahr 1453.

Literatur:

Brigitte Moser, Michael Weithmann: Landeskunde Türkei. Geschichte, Gesellschaft und Kultur, Hamburg 2008.